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Medizinstudium-Abbrecher

Dem Traumberuf Arzt den Rücken gekehrt

Basierend auf Zahlen der Bundesärztekammer werden ca. 22% der aktuell noch berufstätigen Mediziner:innen in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen.1 Nachwuchs wird dringend benötigt. medflex hat mit einem jungen Studenten darüber gesprochen, warum er sein Medizinstudium abgebrochen hat.

Studentinnen und Studenten der Medizin

Guillaume studiert Wirtschaftsrecht in Wien. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, sein Fach mit dem Thema Medizin verbinden zu können, kam er zu medflex, wo er abteilungsübergreifend als Werkstudent unterstützt.

Traumberuf Arzt

Guillaumes Weg schien glasklar: Schon als Kind gewinnt er durch seinen Vater, einen Unfallchirurgen und Orthopäden, Einblicke in die Medizin. Bald ist er sich sicher: „Ich werde Arzt!“. Doch wenige Jahre später wechselt er vom Studium der Medizin zu Wirtschaftsrecht. Denn er hat vor allem eines gelernt: Es gibt eine Menge zu verbessern. 

Als kleinen Jungen beeindruckt Guillaume vor allem der Helikopter, mit dem sein Vater als Notarzt fliegt.

Später schaffen es Medizinmessen, den Nachwuchs zu begeistern. „Dort konnten wir Gummibärchen aus einem Gelenk rausoperieren“, erinnert sich Guillaume, „Das waren die ersten Kontaktpunkte mit der Medizin. Als ich mit 15 zum ersten Mal bei einer OP meines Vaters dabei sein durfte, war mir klar: Hier will ich auch arbeiten, teilhaben – was ich dann auch gemacht und regelmäßig in seiner Praxis ausgeholfen habe. Ab der Oberstufe stand mein Fokus auf Medizin dann fest.“

Er bekommt einen Studienplatz für Medizinische Biologie. Mit dem Plan, später zur Medizin zu wechseln, hospitiert er weiterhin in der Praxis seines Vaters und absolviert ein Pflegepraktikum in einer Klinik. Die Erfahrungen, die er hier macht, wecken erste Zweifel. 

In der Praxis meines Vaters ging es immer darum, möglichst gute Medizin zu machen – natürlich immer mit dem Hintergrund, dass sich das Ganze auch lohnen muss, damit die Praxis auch als Unternehmen funktioniert. Dafür musste alles optimiert werden: schnellere Arbeitsprozesse, Professionalität, körperlich wie geistig voll da sein und präzise arbeiten. Das hat mir immer Spaß gemacht, 100% zu geben und mich zu konzentrieren. Und natürlich habe ich auch die Ergebnisse mitbekommen, als die Patienten nach den Operationen wiederkamen und sich gefreut haben, dass sie wieder gesund waren. Im Krankenhaus hatte ich den Eindruck, dass der Gesamtfokus längst nicht immer auf den Patienten und der bestmöglichen Behandlung lag. Die Prozesse und die Zusammenarbeit zwischen Pflege, Ärzten und Management kamen mir sehr ineffizient vor und haben zu viele Ressourcen geschluckt. Das fand ich schon erschreckend.

Illustration verschiedener Mediziner

Der Arbeitsalltag: Kein Platz für den Fokus auf Patient:innen? 

Dass es in der Klinik oft stressig zugeht, erwartet Guillaume natürlich. In vielen Bereichen herrscht Zeit- und Personalmangel. Ärzt:innen und Pflegepersonal können sich ihren Patient:innen oft gar nicht so intensiv widmen, wie sie es sich wünschen. Mit der Situation tagtäglich vor Augen beginnt er, an seiner Berufswahl zu zweifeln. Soll so seine Zukunft aussehen? 

Es hat schon etwas mit mir gemacht, als ich die Ärzte gesehen habe, die komplett gestresst und übermüdet waren. Bei all der Belastung, den Überstunden und dem Druck von allen Seiten reicht es vielleicht noch für eine Mindestmotivation, für Spaß an der Arbeit sicher nicht. Und das geht ja auch wieder auf die Patienten über, um die es eigentlich gehen sollte.

Icon einer Klinik

Aber wo ansetzen, um Ressourcen für die Behandlung freizuschaufeln – und den Bereich damit für motivierte Nachwuchskräfte wieder attraktiver zu machen? Guillaume ist ein Aspekt besonders aufgefallen:

Im Krankenhaus war definitiv viel Luft nach oben im Bereich der Digitalisierung. Man sieht überall stapelweise diese riesigen Ordner, durch die sich Ärzte wie Pflegekräfte wühlen und reinkritzeln müssen. Da habe ich mich schon gefragt, in welchem Jahr wir eigentlich leben. Die Digitalisierung ist einfach noch nicht angekommen, obwohl man damit so viel einsparen könnte: Zeit, Platz, Ressourcen. Digitalisierte Prozesse würden allen zugutekommen: Patienten, Ärzten, Krankenhäusern. Der Fokus sollte doch sein, dass genug Raum da ist für eine gute, ganzheitliche Behandlung. Und wenn die Kosten dafür zu hoch sind, sollte man anfangen, aufzuräumen und zu versuchen, zu optimieren.

„Ideen finden, um Dinge zu optimieren“ 

Seine Erfahrungen bringen Guillaume zum Nachdenken: Ist sein Traumberuf Arzt angesichts all der Probleme, die er erlebt, wirklich noch das Richtige? Er sucht Alternativen – und wird fündig:  

Ich bin schließlich darauf gekommen, dass es mir auch sehr viel Spaß macht, Prozesse im Ganzen zu verstehen und zu optimieren. Da dachte ich mir: Man könnte ja auch als Wirtschaftler von außen teilhaben und etwas verbessern, wozu man als Arzt weder die Zeit noch die Möglichkeiten hat.

Inzwischen steht Guillaume kurz vor dem Abschluss seines Studiums des Wirtschaftsrechts in Wien. Auch wenn er seine Entscheidung nicht bereut, vermisst er das Arbeiten im medizinischen Bereich nach wie vor und hilft weiterhin in der Praxis seines Vaters aus, wann immer er vor Ort ist. 

Medizin ist eigentlich wirklich mein Thema. Ich wäre auch nach wie vor gerne Arzt und arbeite gern mit Patienten, ich mag die Bedeutsamkeit und die Verantwortung. Aber immerhin habe ich jetzt das Gefühl, dass ich nach meinem Studium etwas gegen die Missstände tun kann, was als Arzt nicht möglich gewesen wäre. Ich möchte dazu beitragen, eine effiziente Digitalisierung im Gesundheitsbereich rechtlich und wirtschaftlich möglich zu machen, um so Zeitdruck von Ärzten und Pflegepersonal zu nehmen – damit diese die Möglichkeit haben, sich wieder mehr der individuellen Behandlung von Patienten zu widmen.

Icon eines Arztes im Porträt

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  • Enger mit Patienten in Kontakt bleiben auch nach Praxis- und Klinikbesuch durch kurze, sichere Chats, z. B. für Verlaufskontrollen
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Rosa Schwartz
Rosa Schwartz
Rosa, Jahrgang 1982, ist seit Juli 2022 Content Marketing Managerin bei medflex. Die Sprach- und Literaturwissenschaftlerin interessiert sich vor allem für die Themen New Work und Digitalisierungsprozesse.

In diesem Artikel

Guillaume studiert Wirtschaftsrecht in Wien. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, sein Fach mit dem Thema Medizin verbinden zu können, kam er zu medflex, wo er abteilungsübergreifend als Werkstudent unterstützt.