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- 04. Mai 2021
- Lesedauer: 5 min
Teledermatologie
Konkurrent oder Problemlöser in der Pandemie?

Hautauffälligkeiten vernachlässigen Patienten häufig
Wegen dieses kleinen Flecks zum Hautarzt gehen? Die Angst vor einer Corona-Infektion lässt viele Patienten zögern. Das führt zu Entwicklungen, die dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen Sorge bereiten. Können Hautärzte der Praxisscheu Ihrer Patienten mit einem telemedizinischen Angebot entgegenwirken? Wir werfen einen Blick auf aktuelle Entwicklungen und die Möglichkeiten der Teledermatologie.
Pandemie verzögert Hautkrebserkennung
Der Hautkrebs lässt sich als tragischer Profiteur der Pandemie betrachten. Seine Diagnose ist seit Beginn der Corona-Krise von allen Tumorerkrankungen am stärksten zurückgegangen (BVDD). Laut einer retrospektiven Studie, veröffentlicht in Cancers 2021, wurden im April 2020 43% weniger Hauttumore diagnostiziert als im Jahr zuvor. Eine italienische Forschergruppe fand heraus, dass die durchschnittliche Tumordicke drastisch angestiegen ist von vorher 0,88 mm auf 1,96 mm nach dem ersten Lockdown in Italien (ibid.). Das Zögern zum Arzt zu gehen, verschlechtert damit sowohl die Diagnose als auch die Prognose der Patienten.
Bei Hauterkrankungen, die von Anfang an mit unangenehmen Symptomen einhergehen, sind Patienten oft motivierter sich beim Dermatologen vorzustellen. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob sich manche Praxisbesuche auf einen anderen Kanal verlegen lassen. Wie brauchbar sind teledermatologische Verfahren bei Diagnose und Verlaufskontrolle?
Teledermatologie und die Akkuranz
Schon in den 1970er Jahren untersuchte eine Studie, wie zuverlässig sich Hautveränderungen per Foto diagnostizieren lassen. In 85% der Fälle konnte der Arzt die Hautveränderung ebenso genau beurteilen wie bei der direkten physischen Untersuchung am Patienten (Raymond et al.).
Heute machen sich Smartphone-Apps dieses Verfahren zunutze. Dabei beurteilt die KI das Bild. Die Akkuranz hängt hier vor allem davon ab, ob die Anwendung auf einer ausreichend großen oder durch Fachärzte validierten Referenz-Datenbank basiert (Medical Tribune). Ist das der Fall, zeigen die Daten zur Beurteilung melanomverdächtiger Hautveränderungen eine ähnlich hohe Akkuranz wie in der zuvor genannten Studie.
Digitale Tools: Konkurrenz oder Helfer für Hautärzte?
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) und der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) wollen die Teledermatologie vorantreiben. Denn digitale Verfahren müssen nicht unbedingt in Konkurrenz zu niedergelassenen Hautärzten stehen. Sie können mit ihnen auch neue Patienten gewinnen. Viele Menschen setzen nach wie vor größeres Vertrauen in das Urteil eines Facharztes als in die Selbstdiagnose per App. Wenn Praxen ihr Angebot um digitale Leistungen ergänzen, werden sie Patienten gewinnen, anstatt sie an digitale Anwendungen oder Online-Ärzte zu verlieren.
Telemedizin in der dermatologischen Praxis
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Praxisangebot um digitale Anwendungen zu erweitern. So können Patienten eine Hautveränderung für eine erste Abklärung per Foto einsenden. Mit einem medizinischen Messenger geht das schnell und sicher. Die Beurteilung kann asynchron erfolgen, was den Zeitdruck nimmt. Reicht die Ansicht nicht aus, kann im gleichen Schritt ein Terminvorschlag für eine Untersuchung in der Praxis versendet werden. Dieses Vorgehen ermöglicht eine rechtzeitige Diagnose von Hautkrebs auch während der Pandemie.
Bei Patienten mit langwierigen oder chronischen Hautleiden können außerdem Kontrollen digital erfolgen. Dazu eignen sich vor allem Videosprechstunden*. Im persönlichen Gespräch können Sie auch nicht-sichtbare Symptome und den Behandlungsplan ausführlich besprechen. Das kommt besonders Corona-Risikopatienten zugute, die sich so weniger einem Ansteckungsrisiko aussetzen.
Tipp
Bieten Sie diesen Service bereits auf Ihrer Praxis-Website an. medflex liefert Ihnen dazu leicht einzubindende Info-Banner. Geben Sie hier auch gleich Tipps für die Aufnahme von Fotos, damit sie in ausreichender Qualität bei Ihnen eingehen.
Leitlinie für die Teledermatologie
Die Leitlinie für die Teledermatologie, die der BVDD und der DDG 2020 verfasst haben, bietet Ärzten Orientierung bei der Nutzung digitaler Verfahren. Sie beschreibt den Wert dieser Methode für verschiedene Krankheitsbilder sehr konkret und zeigt gleichzeitig ihre Grenzen auf. Die Leitlinie können Sie auf dem AWMF Portal herunterladen.
Die Zukunft der Dermatologie: Spezialisieren und vernetzen …
… ist laut Prof. Dr. Martin Laimer, Leiter der Österreichischen Akademie für Dermatologische Fortbildung (im Interview mit medmedia) das Gebot der Stunde. Mit vielen Dermatosen stellen sich Patienten zunächst in ihrer Hausarztpraxis vor und werden dann an Fachärzte überwiesen. Umso wichtiger wird es für Mediziner, sich ein engmaschiges Netzwerk aufzubauen – mit den Überweisern und mit anderen Spezialisten. Denken Sie hierbei auch an benachbarte Regionen, in denen es keinen niedergelassenen Dermatologen gibt. Telemedizinische Leistungen anzubieten, hilft Ihnen hier neue Patienten zu gewinnen, die einen längeren Anfahrtsweg haben – ein guter Draht zum dortigen Hausarzt vorausgesetzt.
Die Zusammenarbeit mit Allgemeinmedizinern lässt sich zum Beispiel durch gemeinsame Webinare intensivieren. Über leichte Kommunikationswege wie einem Messenger bleiben Sie mit Kolleginnen und Kollegen im engen Kontakt. So lassen sich Zweitmeinungen, Befunde und mehr austauschen, ohne viel Zeit am Telefon zu verbringen.
Digitale Kommunikation schafft Awareness
Die Pandemie ist nicht der alleinige Grund dafür, dass viele Hauttumore spät diagnostiziert werden. Sie verstärkt letztlich ein anderes Problem: ein mangelndes Bewusstsein für die Dringlichkeit bei Patienten. Viele unterschätzen die Folgen nach wie vor oder vergessen das Hautkrebs-Screening. Mit einem Messenger können Sie zum Beispiel per Sammel-Nachrichten an diesen wichtigen Vorsorgetermin erinnern.
Fazit zur Teledermatologie
Digitale Technologien bieten wichtige Chancen, um Patienten auch während der Pandemie und in abgelegenen Gebieten optimal zu versorgen. Dabei bietet die Leitlinie für Teledermatologie eine klare fachliche Orientierung. Außerdem brauchen Hautärzte sichere Anwendungen, um telemedizinische Leistungen in Ihr Angebot aufzunehmen. Die sollten für Ärzte und Patienten gleichermaßen leicht zu implementieren sein, eben wie ein Messenger-Dienst. Damit ist nahezu jeder vertraut. Aber Dienste wie WhatsApp oder Skype erfüllen nicht die strengen Datenschutz-Richtlinien. Wichtig ist für Ihre medizinische Kommunikation eine DSGVO-konforme Anwendung.
Teledermatologie für Ihre Praxis
medflex bietet Ihnen in EINER leicht zu implementierenden Lösung:
- DSGVO-konformen Praxis-Messenger
- Abrechenbare Videosprechtsunden
- Strukturiertes Patientenanfrage-Management
Quellen
Rückgang bei Früherkennungsuntersuchungen. Ernste Folgen für Hautkrebspatienten. BVDD; 06.04.2021
Raymond L.H. et al. Accuracy of Dermatologic Diagnosis by Television (abgerufen: 29.03.2021)
Petra Spielberg: Krebsscreening: Handy besser als der Arzt? Medical Tribune (abgerufen: 29.04.2021)
*Die Aussagen zur Videosprechstunde beziehen sich auf den Fall, dass ein persönliches Treffen zwischen Klient und Therapeut nicht möglich ist.
