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- 19. Juli 2022
- Lesedauer: 5 min
Digital Patient Journey
So digital ist der Gang zum Arzt in anderen Ländern
Das Wort „lange“ fällt auffällig oft, wenn man über Patientenerlebnisse in Deutschland spricht. „Lange in der Warteschleife“, „lange Anfahrt“, „lange im Wartezimmer“ – „lange nicht so weit wie unsere europäischen Nachbarn“, könnte man ergänzen. Denn wer im Ausland zum Arzt geht, erlebt oft eine deutlich digitalere Patient Journey. Patient:innen berichten, wie digital der Gang zum Arzt in Dänemark, Polen und Spanien ist. Ihre Erfahrungen zeigen: Digitale Kontaktpunkte und Gesundheitsdaten bieten auch im Arbeitsalltag der Mediziner:innen und des Praxispersonals selbst viele Vorteile.

Dänemark
Mareike, 37 Jahre, hat bis 2020 vier Jahre in Dänemark gelebt:
„Das dänische Gesundheitssystem ist komplett durchdigitalisiert, von der Online-Terminvergabe bis zum elektronischen Rezept. Was ich super fand:
Über einen medizinischen Messenger konnte ich meiner Praxis medizinische Fragen stellen. Das hat so manchen Termin vor Ort gespart.
Meine Praxis hat sich dafür jeden Vormittag etwas Zeit geblockt, sodass ich immer genau wusste, wann ich mit einer Antwort rechnen kann.
Was ich auch gut finde: Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte sind so gut verbunden.
Alle haben Zugriff auf die elektronische Patientenakte. Das spart Zeit. Der Arzt sieht deine Historie und du musst nicht immer wieder von vorne erzählen. Auch als Patient hat man Zugang zur eigenen Akte. Folgerezepte lassen sich per Messenger anfordern und werden automatisch an alle Apotheken im Umkreis ausgesteuert – in Echtzeit. Nur noch die Gesundheitskarte in der Apotheke vorzeigen und ich bekomme mein Medikament.
Datensicherheit spielt natürlich auch in Dänemark eine wichtige Rolle. Der Zugang zu den digitalen Gesundheitsdaten ist genauso gesichert wie z. B. das Online-Banking. Was es leichter macht: Der Staat gibt dort die gesamte Infrastruktur vor. Vom Amt bis zum Arzt sind da alle angeschlossen.“
Hintergrund: So digital ist Dänemark
Dänemark hat schon relativ früh eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie verfolgt. Die erstreckt sich nicht nur auf das Gesundheitssystem, sondern auch auf die öffentlichen Dienste. Ärzt:innen und Patient:innen erhalten einen Login, über den sie auf das zentrale System zugreifen können. Dass Ärzt:innen außerdem einen Messenger als Kontaktpunkt anbieten, ist so ziemlich Standard. Die Elektronische Medikationsakte, Patientenakte und Rezepte werden in der Routineversorgung auch zu 100 % genutzt, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung (2018)1 belegt.
Die jüngste Weiterentwicklung der Digitalisierungsstrategie im Mai 2022 fördert außerdem Videosprechstunden. Sie sollen die Behandlung persönlicher, flexibler und nicht zuletzt umweltfreundlicher machen – der ökologische Wandel gehört zu den Kernzielen des Strategie-Updates2.
Spanien
Jaime, 30 Jahre, lebt in Spanien
„In Spanien sind alle Ärzte und Krankenhäuser an das digitale Gesundheitssystem ihrer Region angeschlossen. Ich zum Beispiel lebe in Andalusien und alle Ärzte hier haben Zugang zu meiner Patientenakte. Auch ich selbst kann von zu Hause aus darauf zugreifen, zum Beispiel um meine jüngsten Blutwerte einzusehen.
Alle Arzttermine vereinbare ich über ein Online-Buchungssystem. Seit COVID können Ärzte Termine bei Bedarf per Telefon abhalten und Rezepte digital ausstellen. Die sind dann automatisch im System gespeichert.
Ich gehe einfach mit meiner Versichertenkarte in die Apotheke und bekomme das richtige Medikament. Alles papierlos.
Ich weiß die Vorteile des digitalen Systems zu schätzen, denn als ich ein Kind war, gab es noch keine digitale Patientenakte. Damals hatte ich einige Gesundheitsprobleme, musste irgendwann in die Notaufnahme und bekam das falsche Medikament.
Heute können die Ärzte meine gesamte Vorgeschichte sehen. Das macht solche Fehler weniger wahrscheinlich.
Datensicherheit ist für viele Menschen hier ein großes Thema. Den meisten ist letztlich aber ein besserer Zugang zu medizinischer Versorgung wichtiger.“
Hintergrund: So digital ist Spanien
Spanien rangiert dank seiner digitalen Gesundheitsstrategie unter den Top-5 Ländern im Digital-Health-Index von 20181. Elektronische Patientenakten und Rezepte sind so gut wie überall implementiert.
Kleines Manko: Die Gesundheitsversorgung ist Sache der Regionen. Allerdings können Patientenkurzakten auch überregional ausgetauscht werden, z.B. bei Umzug.
Polen
Lukas, 41 Jahre, lebt in Polen
„Polen hat das nationale Gesundheitssystem vor ein paar Jahren digitalisiert. Es gibt eine offizielle App, über die ich auf meine Unterlagen zugreifen kann, vom Führerschein bis zu meinen Gesundheitsdaten: anstehende Arzttermine, Krankschreibungen, Rezepte, Impfzertifikate, alles da.
Was gerade sehr auf dem Vormarsch ist, sind private Zusatzversicherungen, die viele Arbeitgeber als Benefit geben. Da ist alles supermodern. Ich habe zusätzliche eine App von meiner privaten Versicherung auf dem Smartphone, über die ich so ziemlich alles erledige.
Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal in einer Praxis angerufen habe.
Über die App buche ich Arzttermine, auch bei Spezialisten. Am Tag vor dem Termin bekomme ich eine Erinnerung, um Ausfälle zu vermeiden. In der Praxis kann ich über die App „einchecken“ und werde digital in das richtige Behandlungszimmer geschickt. Ich muss gar nicht an die Rezeption – kann ich aber natürlich.
Wenn ich krankgeschrieben werde, geht der Krankenschein digital an meinen Arbeitsgeber. Dasselbe mit Rezepten. Ich bekomme einen Code per Mail, über den die Apotheke auf mein Rezept zugreifen kann. Untersuchungsergebnisse sind im System hinterlegt.
Ein neuer Arzt sieht gleich, was schon gemacht wurde und welche Medikamente man bekommt.
Laborwerte kann ich auch selbst in der App einsehen. Die zeigt mir auch an, ob meine Werte im Normbereich liegen, damit ich das einordnen kann. Wenn alles okay ist, muss ich nicht unbedingt zum Arzt, um sie zu besprechen.
Bevor alles digitalisiert wurde, musste ich alle ein, zwei Monate in die Praxis nur für ein Folgerezept. Jetzt ist das viel besser: Ich bestelle das Rezept über die App, der Arzt sieht im System, dass ich das Medikament brauche und hinterlegt das Rezept digital. Ich kann direkt in die Apotheke.
Das spart mir viel Zeit – und der Praxis natürlich auch.“
Hintergrund: So digital ist Polen
2018 belegte Polen noch einen der hintersten Plätze im Digitalisierungsindex. Seither hat sich viel getan. Elektronische Rezepte, Überweisungen und AUs sind dort binnen 2-3 Jahren umgesetzt und zum Standard geworden. Auch digitale Patientenakten sind bereits implementiert.
Allerdings ist das staatliche System von den privaten Gesundheitsdienstleistern getrennt, die in Sachen Usability und digitale Services aber nochmal eine Schippe drauflegen. Papier kommt eigentlich nur noch ins Spiel, wenn man von seiner privaten Praxis z.B. für eine Operation in ein öffentliches Krankenhaus überwiesen wird.
Digital Health lohnt sich – nicht nur für die Patient:innen
Digitale Abläufe setzen sich nicht umsonst in allen möglichen Bereichen durch, eben auch in den Gesundheitssystemen vieler unserer Nachbarländer. Zwar sind die Vorzeichen dafür in Deutschland nicht ganz dieselben und oft wurde die gesamte Verwaltung digitalisiert, nicht nur das Gesundheitssystem mit Einzellösungen. Der Blick über den Tellerrand lohnt sich trotzdem. Er offenbart nämlich einige Vorteile, die sich Ärzt:innen auch hier zu Nutze machen können:
Folgerezepte, Befunde, Überweisungen etc. per App oder Messenger anfordern zu können, spart Praxisbesuche – gut für den Infektionsschutz und das Zeitmanagement.
Positiver Nebeneffekt für die Umwelt: Weniger Papierverbrauch und CO2-Ausstoß für Anfahrten.
Der einfache, direkte Draht, z.B. via Messenger, stärkt die Patientenbindung.
Der digitale Austausch von Patientendaten bringt alle behandelnden Ärzt:innen auf denselben Stand zu Vorerkrankungen, Befunden und Medikationen.
Das verringert das Risiko von Fehldiagnosen oder falscher Medikation.
Ein digitaler Check-in in der Praxis oder Klinik erleichtert die Orientierung und verringert Wartezeiten.
Durch digitale Kommunikation sind Praxen für ihre Patient:innen besser erreichbar – ein klares Plus für die Patientenbindung, wenn etwas dringend auf der Seele brennt.

Der einfache Weg in die Digitalisierung: medflex
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- Weniger Telefonklingeln und weniger Warteschleife durch asynchrone Kommunikation
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Quellen:
1 Digital Health Index. #SmartHealthSystems: Die fünf Länder der Spitzengruppe im Überblick. Bertelsmann-Stiftung, 2018; https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Der_digitale_Patient/VV_SHS-Spitzengruppe.pdf
2 „Dänemark soll noch digitaler werden“. Der Nordschleswiger. Kopenhagen, der 5. Mai 2022; https://www.nordschleswiger.dk/de/daenemark-politik/daenemark-soll-noch-digitaler-werden
